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Pressemitteilung

Leserbrief von Holger Geißel vom 03.09.2022

Thema "Naturpark Schornhof"

Bei einer großflächig überbauten Landschaft von einem Naturpark zu sprechen ist völlig absurd! Was noch dazu kommt, ist eine Verdrehung der Tatsachen, da in diesem Donaumoosbereich das Entwicklungskonzept Donaumoos extensiv niedermoorschonende Landwirtschaft vorschreibt. Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder mag ja von seinem Wirtschafts- und Umweltminster zum Lob dieser Anlage gedrängt worden sein und die dargestellte Freiflächen-Photovoltaikanlage zeigt durch geschickte Fotographie auch viel Grün, dennoch ist dieser geplante "Naturpark" nach Gutsherrenart ein klarer Verstoß gegen die Grundsätze von Moor- und Klimaschutz.

 

Bereits in den 1790er Jahren begann das ökologische Unglück des Naturraumes Donaumoos mit der Trockenlegung dieser einzigartigen Niedermoorlandschaft. Doch die Pioniere vor mehr als 200 Jahren wussten es wohl nicht besser. Wir reden hier von der größten Neulandgewinnung in Bayern seit dem Mittelalter. Durch diese Urbarmachung hat das Donaumoos seinen Moorcharakter fast vollständig verloren und die niedermoortypische Vegetation ist größtenteils verdrängt worden. Vor allem die Entwässerung und der Ackerbau führten neben der Torfgewinnung zu einer deutlichen Absenkung des Geländeniveaus und zu einem erheblichen Bodenabtrag durch Winderosion.

 

Nun sind also die nächsten Pioniere am Werk, die aber genau wissen, was sie tun. Interessant, wenn in diesem Zusammenhang die Untere Naturschutzbehörde und das Landesamt für Umwelt zitiert werden, mit denen Anumar angeblich eng zusammenarbeitet. Dabei sollte das Landesamt für Umwelt (LFU) doch ein Gesamtkonzept für das Donaumoos erstellen, wie von Umweltminister Thorsten Glauber bei seinen Moosbesuchen angekündigt wurde. Einige vorausschauende Gemeinden warten bis heute darauf.

 

Das Entwicklungskonzept sieht für dieses Gebiet extensive, niedermoorschonende Landwirtschaft vor und keine dreißigjährige Bodenblockade, denn auf diese Nutzungsdauer ist der Solarpark angelegt. Bei einem unlängst durchgeführten Regionalkongress im Haus im Moos war zu hören, das Bayerische Landwirtschaftministerium will ab 2023 ein Moorbauernprogramm auflegen. Vorgesehen ist eine Vergütung bis zu 2000 Euro pro Hektar, vorerst für 10 Jahre, damit die einst typischen Wiesenbrüterarten, wie Kiebitz und Großer Brachvogel sich dort wieder ansiedeln können, wo sie vor 20 - 30 Jahren vom Ackerbau vertrieben wurden. Eine Solaranlage auf Niedermoorboden als nachhaltig zu bezeichnen, ist nichts anderes als Lobhudelei. Das Gegenteil von nachhaltig ist auch der Kartoffelanbau auf Moorböden, da auf diesen staunassen, verdichteten Flächen noch mehr Klimagase entstehen und austreten werden.

 

Investoren rennen Bauern und Grundbesitzer die Tür ein, da sie deren Flächen für Solaranlagen für 2000 Euro pro Hektar im Jahr pachten wollen - und der Donaumooszweckverband schaut zu, empfiehlt sogar  Photovoltaik, ohne darüber nachzudenken, dass die Böden unter den 80 Grad heißen Solarpanelelen noch mehr ausbrennen. Deshalb mehren sich die Stimmen, die einen Paradigmenwechsel einfordern. Verhandelt werden soll mit den Grundstückseigentümern und nicht mit den Pächtern. Im Klartext: Der Grundeigentümer wird aus dem Fördertopf bezahlt, da es dem Gemeinwohl und dem Moorerhalt dient, wenn er möglichst keine Bewirtschaftung durchführt. Geld genug wäre ja vorhanden.

 

Denn retten wir die Moore, retten wir das Klima und schützen damit auch die Arten und die Biodiversität. Wenn Deutschland und Bayern ihre Klimaziele erreichen wollen, dann muss die Entwässerung unserer Moorlandschaften endlich gestoppt werden. Um Moore und Moorböden besser zu schützen und wiederherzustellen, hat der BUND zentrale Forderungen für einen Politikwandel formuliert. Alle Hochmoore und Moorwälder sind bis 2030 wiederzuvernässen und ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen, ebenso wie mindestens ein Viertel der heute noch extensiv genutzten Niedermoore. Um solche Forderungen in die Tat umzusetzen, sollten wir uns ernsthaft ein Volksbegehren "Rettet die Moore" überlegen und der Bayrischen Staatsregierung helfen, endlich den Weg der Vernunft - nicht nur im Donaumoos - zu beschreiten.

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