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Pressemitteilung

Leserbrief von Holger Geißel vom 16.11.2021

"W"ir wollen den Strom aus dem Donaumoos"

Moore dokumentieren nicht nur unsere Landschaftsgeschichte bis zurück in die letzte Eiszeit, sie erfüllen auch heute noch wichtige Funktionen in unserer Landschaft. So regulieren intakte Moore den Wasserhaushalt in der Region und dienen als unersetzbare Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für hochspezialisierte und bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Die Liste reicht von wiesenbrütenden Vogelarten wie Bekassine, Großer Brachvogel oder Wachtelkönig über seltene Schmetterlinge, wie den Goldenen Scheckenfalter, bis hin zu bedrohten Arten, wie dem Breitblätterigen Knabenkraut.

 

Moore und Moorlandschaften, insbesondere die ca. 200.000 Hektar Niedermoore oder Anmoorböden in Bayern, die nur noch ca. 3% der Landesfläche ausmachen, stellen in ihrer landeskulturellen Eigenart für Bayern einen seltenen, aber charakteristischen Landschaftstyp dar, der keinesfalls weiter durch PV-Anlagen entwertet werden darf. Das einst 18.000 Hektar große Donaumoos ist zwar immer noch das größte Niedermoor Süddeutschlands, allerdings bis zum heutigen Tag bereits auf ca. 13.000 Hektar zusammengeschrumpft. 

 

Wenn jetzt im Donaumoos großflächig PV-Anlagen installiert werden,  was bedeutet das dann für den Lebensraum Moor? Soll das raumgeordnete Entwicklungskonzept Donaumoos 2000 - 2030, behördenverbindlich gilt es ja immer noch, durch PV immer weiter ausgehöhlt werden? Professor Drösler hat die Landwirte auf eine nasse Moorbewirtschaftung eingestimmt, die auch vom derzeitigen Landrat ND-SOB interessant befunden wurde und schon grätscht die PV-Lobby dazwischen. 

 

Von der IG Schorner Röste wurde unlängst ein recht plausibles Positonspapier vorgelegt, was im Donaumoos absolut Vorrang haben sollte. Dieses Papier nimmt auch Bezug auf den "Klimaschutz durch Moorbodenschutz" der Bayerischen Staatsregierung vom 4.5.2021. Die Bayerische Biodiversitätsstrategie, die für die Moore eine Revitalisierung vorsieht, wird völlig mißachtet. Wo bleibt hier die ordnende Hand des Freistaats, der dieser überinterpretierten Planungshoheit der Gemeinden die Grenzen aufzeigt und endlich den Donaumoos-Zweckverband "an die Leine legt", der bis vor kurzem auch noch für PV-Anlagen im Moos geworben hat, wohl um seine jahrzehntelangen Versäumnisse bei der Umsetzung des Donaumoosentwicklungskonzepts zu verschleiern. 

 

Die Bayerische Staatsregierung ist nun aufgerufen bei Fragen von nationalem Überlebensinteresse, da zählen Moor- und Klimaschutz eindeutig dazu, einen Interessenausgleich herbeizuführen, beziehungsweise zu organisieren. Wie sieht es nun mit dem Infrastruktur-Bündelungsangebot nach Landesplanung und Landesentwicklungskonzept aus? Eingriffe in Natur und Landschaft sind so schonend wie möglich durchzuführen. Bei PV-Anlagen handelt es sich fraglos um einen erheblichen und nachhaltigen Eingriff in das Natur- und Landschaftsbild. Im Klartext: PV so kleinflächig wie möglich und nur dort, wo keine anderen höherwertigen Interessen entgegenstehen; und wenn es gleichwertige Alternativen gibt, ist diesen der Vorzug einzuräumen. Und Alternativstandorte für PV gibt es doch wohl genügend. In Bayern kommt man bei Überdachung der Einkaufscenterparkplätze (Lebensmittel, Discounter, Baumärkte, Gewerbehallen etc.) auf genügend Hektar Solarfläche, ganz nah am Verbraucher.

 

Es ist schon bemerkenswert, wie sich aktuell die Stadtwerke von Neuburg und Ingolstadt völlig unreflektiert von der Idee eines Wirtschaftsstaatssekretärs, der auch  Mitglied im Bayerischen Kabinett ist, blenden lassen. Will dieses Mitglied des Landtags aus dem Donaumoos eventuell seine Versäumnisse als ehemaliger Landrat vertuschen und dem Angebot der Staatsregierung vom Mai dieses Jahres "Klimaschutz durch Moorbodenschutz" als FW-Vertreter den Boden entziehen und somit der CSU "ein's auswischen"? Es sieht fast so aus, wenn Weigert sich mit PV-Investoren verbindet, die beiden Gemeinden Karlshuld und Königsmoos quasi "vorführt" und den "Ausverkauf" der typischen Niedermoorlandschaft vorantreibt.

 

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